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Geschichte

Doch wie geht das? Und wie kann es sein, dass ein kleiner Dorfchor sieben Jahrzehnte mit politischen und gesellschaftlichen Umbrüche überdauert und sich als strahlender, stimmgewaltiger Jubilar präsentiert? Es gibt wahrlich kein Patentrezept; oft ist es das besondere Engagement Einzelner, aber insgesamt der Zusammenhalt Aller und ab und an auch mal ein bisschen Glück.

Ein Blick zurück

1949 in der Nachkriegszeit durch ein paar Ortsansässige - darunter mehrere Ehepaare - gegründet, entwickelte sich der Chor in den 50er Jahren zu einem kulturellen Mittelpunkt des Dorflebens. Schon 1954 richtete der Chor sein erstes großes Sängerfest mit elf Gastchören, Umzug, Sängerwettstreit und Plantanz aus. Ende der 50er Jahre wurden u.a. die Arbeiterfestspiele sowie Höhepunkte der Gemeinde und der LPG musikalisch umrahmt und im sowjetischen Hospital gesungen.

 

Doch dem jungen Chor entstanden auch immer wieder neue Herausforderungen und Schwierigkeiten. Die Dirigenten wechselten oft und die Probenlokalität ebenso. Apropos Lokalität: In der Chronik steht auf den ersten Seiten geschrieben, dass der Wirt mit seinen Gläsern klappert und in den Singestunden geraucht wird – kein Wunder, dass das den Dirigenten erbost! Ein späterer Probenraum wurde 1968 baupolizeilich gesperrt, was das vorläufige Aus bedeutete. Trotz eines zwischenzeitlichen Hochs mit reichlich Auftritten und der Möglichkeit im Kantinenraum einer Kromsdorfer Firma proben zu können, war 1978 wieder einmal letzte Probe. Mit nur noch zwölf Mitgliedern und ohne Dirigent musste das 30-jährige Jubiläum in einer kleinen geselligen Runde und quasi tonlos begangen werden.

 

In den Folgejahren etwas erholt, war es der damalige und danach langjährige Vorstandsvorsitzende Willy Bombien, der sich besonders für eine dauerhafte Lösung der Dirigentenbesetzung einsetzte, indem er in einem Sekretariat der Musikhochschule in Weimar vorsprach. Mit den Worten „…hier gibt es so viele, die etwas davon verstehen. Ich gehe nicht eher weg, bis ihr mir einen guten Dirigenten gebt.“, vertrat er die Interessen seines Chores mehr als deutlich. Einem zufällig vorbei kommenden jungen Assistenten tat dieser ältere Herr fast leid und er sah sich die Misere (also den Chor) mal an --- und blieb --- bis heute. Und so kommt es, dass dieser Dirigent im Jubiläumsjahr stolz behaupten kann, die Hälfte dieser Chorgeschichte mitgestaltet zu haben und das, obwohl aus dem Assistenten in der Zwischenzeit ein Professor an der Musikhochschule geworden war, der in den höchsten Gremien der deutschen Chorszene tätig ist, Anfragen aus der ganzen Republik bedient und André Schmidt heißt.

 

Es ist sicher nie die besondere Leistungsfähigkeit der Kromsdorfer SängerInnen gewesen, die ihn zum Bleiben bewog; eher die Herausforderung, musikalische Laien mit (nun auch) intensiver Probenarbeit zu einer aufführbaren künstlerischen Leitung zu führen; vor allem aber der Zusammenhalt im Chor und die ehrliche menschliche Herzlichkeit, die diese Arbeit über diese lange Zeit belohnt. Mit André Schmidt als Dirigent und dem neu eröffneten Kulturhaus kann 1987 endlich wieder ein Sängerfest ausgerichtet werden. Auch der damalige Bürgermeister Bernhard Knaut und der Vorsitzende der LPG Gemüseproduktion Wolfgang Knaut unterstützten den Chor, z.B. 1989 mit der ersten einheitlichen Chorkleidung.

 

Mit der politischen Wende kam die Schließung des Kulturhauses, neue Probenräume mussten gesucht werden (provisorisch tat es auch die Gemüseaufbereitungshalle der LPG…), neue gesellschaftliche Probleme entstanden und auch vereinsrechtliche Neuerungen. Durch diese Zeit führten die Vorstandsvorsitzenden Helga Neudörfl und Roland Bombien den - an Mitgliedern und Zusammenhalt gewachsenen – Chor. Aus dem Dorfchor wurde „Volkschor Kromsdorf e.V.“, es erfolgte der Beitritt in den Weimarer Sängerkreis und den Thüringer Sängerbund. Die folgenden zwei Jahrzehnte waren geprägt von jährlich wiederkehrenden Auftritten (Jubiläen, Sängerfeste, Frühlings- und Weihnachtskonzerte, Konzerte in der Reihe „Chöre im Konzert“ und bei den „Tiefurter Montagsmusiken“ sowie Teilhabe bei „Thunringia Cantat“ u.v.m.), aber auch besonderen Auftritten, wie zum Beispiel singend (inklusive Klavier) auf einem Tieflader im Jahr 2000 zum 850-jährigen Kromsdorfer Jubiläum; vor Sonnenaufgang mit schwarzen Kapuzenumhängen im Tiefurter Park für Radio Lotte; zum 25-jährigen Bühnenjubiläum der Weimarer Band „Rest of Best“ oder die emotional höchst anspruchsvollen Auftritte bei Festveranstaltungen in der Gedenkstätte Buchenwald. Aber auch für andere Vereine und Initiativen wurden finanzielle Mittel bereitgestellt und ersungen.

Das Besondere

Gemeinsame Ausflüge und Feiern sowie die Bereitschaft miteinander etwas weiter zu geben und stark zu sein, zeichnet einen guten Verein zweifelsohne aus, löst aber längst nicht alle Probleme. Wie denn weiter leben, wenn der Nachwuchs fehlt? Ein Problem, welches für viele Chöre das Ende einläutet. Auch hierfür fand sich in Kromsdorf eine Idee – initial von Roland Bombien erdacht - und 2007 in die Tat umgesetzt. Man gründe einen Kinderchor, nenne ihn „Ilmspatzen“ und gebe so die Chorbegeisterung einfach an die Jüngsten weiter. Mit der engagierten Sängerin Uta Krüger (von Beruf Kindergärtnerin) fand sich eine Neu-Chorleiterin, die diese Idee umsetzte und so wöchentlich Spätzchen von 4-7 Jahren und Spatzen von 6-16 Jahren musikalisch und choristisch motiviert und das in mehreren Auftritten pro Jahr auch einem breiten Publikum präsentiert.

 

Doch nur durch KromsdorferInnen und die eigenen NachwuchssängerInnen ist der Chor nicht so groß gewachsen - nein, auch, sich musikalisch-stilistisch zu öffnen, bringt neue MitgliederInnen! Neben den bekannten und immer wieder schönen Volksliedern werden auch ganz selbstverständlich (Volks-)Lieder in beinahe zehn Fremdsprachen gesungen, außerdem Rock- und Popmusik, Gospel, klassische Chorsätze und geistliche Musik. Und so singen SängerInnen von 16-82 Jahren ganz selbstverständlich und mit Freude neben- und miteinander!

Fazit

Es braucht immer das besondere Engagement Einzelner, um über so lange Zeit zu wachsen. Neben den bereits erwähnten, sei es an dieser Stelle erlaubt, noch zu erwähnen, dass mit Gabriele Tschada die Vorsitzende des Sängerkreises Weimar/Weimarer Land und Klaus Peter Wienck der (bis Mai 2019) stellvertretende Vorsitzende des Thüringer Chorverbandes zwei SängerInnen über die Grenzen des eigenen Chores hinaus sehr engagiert sind. Diese Arbeit spiegelt sich natürlich auch im eigenen Chor wider. Und ja, vielleicht ist es das bisschen Glück, dass der Volkschor Kromsdorf ebenfalls durch den langjährigen Bürgermeister Gunter Braniek Unterstützung erhält und auch noch einen solide arbeitenden Vorstand, einen akkurat arbeitenden Vorsitzenden Dr. Bernhard Tschada und den begnadeten Prof. André Schmidt hat. Aber alle wären sie nicht schon über Jahre und Jahrzehnte dabei, wenn es nicht darum ginge, miteinander Freude am Singen zu haben!

 

Autorin: Michaela Lungwitz
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